Jeder Fünfte fährt nicht angeschnallt
Deutliche Fortschritte beim Anschnallverhalten gegenüber früheren Erhebungen, aber leider noch weit weg vom Optimalzustand. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Verkehrsbeobachtung der Gutachterorganisation Dekra in Deutschland, Frankreich, Dänemark und Tschechien. Von insgesamt 17.000 beobachteten Nutzfahrzeugen waren nur 83 Prozent der Insassinen und Insassen angeschnallt. Der Wert für Deutschland liegt bei 82 Prozent. Die Dekra kam damit für Deutschland zu einem deutlich schlechteren Ergebnis als die Bundesanstalt für Straßenwesen (BaSt), die in ihrer letzten Auswertung einen Wert von 88 Prozent veröffentlichte.
„Der Sicherheitsgurt ist bei aller Weiterentwicklung aktiver Sicherheitssysteme nach wie vor der Lebensretter Nummer 1 im Straßenverkehr. Es ist vollkommen unverständlich, dass sich heute immer noch fast jeder fünfte Nutzfahrzeug-Insasse nicht anschnallt“, so Jann Fehlauer, Geschäftsführer der DEKRA Automobil GmbH, bei der Präsentation der Ergebnisse auf der IAA Transportation in Hannover.
Ausgewertet wurden in den vier Ländern die Fahrzeugklassen N1 (unter 3,5 Tonnen zulässige Gesamtmasse), N2 (3,5 bis 12 Tonnen) und N3 (über 12 Tonnen) – jeweils an unterschiedlichen Standorten innerorts, außerorts und auf Autobahnen. Das Beobachtungs-Team der DEKRA Unfallforschung war zwischen April und Juli 2022 unterwegs. Am niedrigsten war die Gesamt-Anschnallquote dabei in Tschechien (77 Prozent), am höchsten in Frankreich (87 Prozent). Deutschland (82 Prozent) und Dänemark (83 Prozent) lagen dazwischen.
In der leichtesten Nutzfahrzeugklasse N1 war in Deutschland die Anschnallquote mit 87 Prozent deutlich höher als in der mittleren (81 Prozent) und der schweren Klasse (77 Prozent). Innerorts legen in der schweren Klasse sogar nur 73 Prozent den Gurt an. Auf der Autobahn sind es 82 Prozent.
Verschiedene Studien legen nahe, dass von allen im Verkehr getöteten, nicht angeschnallten Lkw-Insassinnen und -Insassen zwischen 40 und 50 Prozent hätten überleben können, wenn sie den Sicherheitsgurt korrekt angelegt hätten. „Eine Verbesserung wird ohne spürbare Sanktionen und entsprechende Überwachung kaum zu erreichen sein. Vor allem aber ist immer noch viel Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit notwendig.“ sagte Fehlauer. Der Dekra-Chef lobte in diesem Zusammenhang, die Kampagne "Hat's geklickt?“, zu deren Gründungsmitgliedern die Dekra zählt und die bis heute vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR) und der BG Verkehr weitergeführt wird.
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