Größte Arbeitgeberin Ottensens sieht logistische Lebensader bedroht

24.05.2022 - Die BG Verkehr, mit 600 Beschäftigten größte Arbeitgeberin im Hamburger Stadtteil Ottensen, übt scharfe Kritik an der Vorzugsvariante des Verkehrskonzeptes für das Projekt „freiRaum Ottensen“. Durch die Beschränkung des Anlieferverkehrs auf den Vormittag sieht die Berufsgenossenschaft die Bewirtschaftung ihrer Hauptverwaltung in der Ottenser Hauptstraße gefährdet.

„Wesentliche Aspekte der Belieferung unserer Verwaltung und anderer Gewerbetreibender bleiben unberücksichtigt“, kritisiert Sabine Kudzielka, Vorsitzende der Geschäftsführung der BG Verkehr. Die Planungen für das Verkehrskonzept sehen für den Lieferverkehr in der Ottenser Hauptstraße und im übrigen Kerngebiet nur den Vormittag als Lieferzeitfenster vor. Da Nachtanlieferungen und Lieferungen in den frühen Morgenstunden aus Lärmschutzgründen nicht in Frage kommen, bleibt im Endeffekt nur ein Lieferzeitfenster von vier bis fünf Stunden für die Bewirtschaftung der rund 26.000 m² großen Hauptverwaltung. „Das ist definitiv nicht ausreichend. Wir sind als Verwaltung darauf angewiesen, ganztägig beispielsweise für Postlieferungen und Handwerksbetriebe erreichbar zu sein“, kritisiert Sabine Kudzielka.

Widerspruch zu den Interessen der Gewerbetreibenden

Die anvisierte Regelung steht im krassen Widerspruch zu einer Umfrage unter den Gewerbetreibenden. In dieser kommt klar zum Ausdruck, dass sich die Anlieferungen über den ganzen Tag verteilen. Die BG Verkehr kritisiert außerdem, dass die Vergabe von Ausnahmegenehmigungen für Handwerksbetriebe sowie Post- und Paketdienstleister bisher nicht transparent geregelt ist. Beispielsweise ist unklar, ob jeder eine eigene Ausnahmegenehmigung für die Einfahrt in das Projektgebiet braucht oder es generelle Einfahrtgenehmigungen geben wird.

Eine Versorgung über Ladezonen, Micro-Hubs und per Lastenfahrrad hält die BG Verkehr angesichts der zu transportierenden Güter (Büromöbel, IT-Equipment, Palettenanlieferung) und angesichts der zu bewirtschaftenden Gebäudefläche für realitätsfern.

In der Drucksache 21-0689 hatte die Bezirksversammlung bereits im Jahr 2021 das Bezirksamt gebeten, Vorschläge für Regelungen des Lieferverkehrs zu entwickeln. Darüber hinaus wurde das Bezirksamt aufgefordert, Gewerbetreibende bei Anpassungs- und Veränderungsprozessen zum Thema Lieferverkehr möglichst zu unterstützen und zu beraten. All dies ist nach Wahrnehmung der BG Verkehr bisher unterblieben. Das Bezirksamt hat bisher nicht auf die Kontaktaufnahme durch die BG Verkehr reagiert. „Wir hätten die kritischen Punkte gern im Dialog geklärt, aber wir haben für unsere Schreiben nicht einmal eine Eingangsbestätigung bekommen“, kritisiert die Vorsitzende der Geschäftsführung.

Warnung vor Lkw-Rückwärtsfahrten

Als für die Arbeitssicherheit in der Verkehrswirtschaft zuständige Berufsgenossenschaft befürchtet die BG Verkehr überdies zusätzliche Unfallgefahren durch die Sperrung von Straßen. „Die Sperrung von Straßen durch Poller oder ähnliches darf auf keinen Fall dazu führen, dass Lieferfahrzeuge zum Rückwärtsfahrten gezwungen werden. Als Trägerin der gesetzlichen Unfallversicherung weiß die BG Verkehr, dass dies eine Quelle schwerster Unfälle ist, bei der jedes Jahr zahlreiche Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer schwer verunglücken oder sogar zu Tode kommen“, warnt Kudzielka.

Über die BG Verkehr
Die BG Verkehr ist die gesetzliche Unfallversicherung für die Verkehrswirtschaft, Post-Logistik und Telekommunikation. Bei ihr sind rund 1,6 Millionen Menschen versichert. Sie berät in den mehr als 200.000 Mitgliedsunternehmen zur Prävention und sorgt nach Arbeitsunfällen und bei Berufskrankheiten für die Behandlung, Rehabilitation und Entschädigung ihrer Versicherten.

Artikelaktionen