Binnenschifffahrt: Ferngesteuert auf dem Rhein

Auf dem Rhein sollen Binnenschiffe in Zukunft ferngesteuert fahren. Das könnte Jobs in der Branche gerade auch für junge Menschen attraktiver machen. Ein belgisches Unternehmen hat dafür jetzt eine Zentrale in Duisburg errichtet.

Radar, Funk, Steuerknüppel: Dieser Arbeitsplatz sieht fast so aus wie auf einem richtigen Frachtschiff. Nur ist er nicht an Bord, sondern in einem Büro in Duisburg – und das Schiff mehr als 150 Kilometer entfernt. Mehr als zehn Bildschirme und eine Mobilfunkverbindung machen die Fernsteuerung möglich.

Ende Februar hat der belgische Technologie- und Serviceanbieters Seafar dafür eine Fernsteuer-Leitzentrale am Duisburger Hafen in Betrieb genommen. Das Projekt soll gegen den Nachwuchsmangel in der Branche helfen, indem es Kapitäninnen und Kapitänen mit dem Job an Land eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht.

Der Rhein macht in Deutschland den Anfang. Drei Schiffe der Reederei Deymann und der kommunalen Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) dürfen dort zunächst ferngesteuert fahren. Aber auch auf Streckenabschnitten im nordwestdeutschen Kanalgebiet und auf dem Mittellandkanal will Seafar demnächst Frachter aus der Ferne steuern. Aus Sicherheitsgründen bleibt jedoch erst einmal noch eine reguläre Mannschaft an Bord.

In Belgien bereits praxiserprobt

In Belgien hat Seafar sein System seit Jahren im Einsatz. Dort würden bislang mehr als 30 Schiffe per Fernsteuerung betrieben – teilweise völlig ohne Besatzung, sagt ein Sprecher.

Die Branche in Deutschland betrachtet das Projekt mit Interesse. Der Fachkräftemangel sei so gravierend, dass Schiffe teilweise ungewollte Stopps einlegen müssten – etwa, wenn die Mannschaft Ruhezeiten einhalten müsse und es nicht genügend Personal für eine zweite Mannschaft gebe, sagt Jens Schwanen, Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt e.V.

Da könne es den Job deutlich attraktiver machen, wenn ein Kapitän oder eine Kapitänin nach acht Stunden in der Fernsteuerzentrale das Ruder an die Kolleginnen und Kollegen übergeben und nach Hause gehen kann. Darauf hoffen auch die an dem Seafar-Projekt beteiligten Reedereien. „Der Fachkräftemangel ist mit unseren bisherigen Mitteln nicht mehr zu bewerkstelligen“, ist Reederei-Geschäftsführer Martin Deymann überzeugt.

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