Studie zu tödlichen Pkw-Unfällen innerorts
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft hat in einer aktuellen Studie festgestellt, dass tödliche Autounfälle in Städten und Ortschaften in den vergangenen zehn Jahren nur wenig zurückgegangen sind. Im Jahr 2024 starben 151 Autofahrende oder Mitfahrende bei Unfällen innerorts, 2014 waren es 181. Schätzungsweise rund 900 Menschen wurden lebensbedrohlich verletzt. Fast jede zweite Person kam bei einem Alleinunfall ums Leben.
„Unfallorte sind häufig locker bebaute, wenig frequentierte Straßen“, sagt UDV-Leiterin Kirstin Zeidler. Diese Straßen wirkten ungefährlich und verleiteten dazu, zu schnell oder unaufmerksam zu fahren. Viele Betroffene verloren die Kontrolle über ihr Fahrzeug, oft bei Dämmerung, Dunkelheit oder Nässe, und erlitten tödliche Kopf- oder Brustkorbverletzungen infolge der Kollision mit Hindernissen. „Solche Abkommensunfälle kennen wir eigentlich von Landstraßen“, so Zeidler. Zum Vergleich: Auf Landstraßen starben 2024 insgesamt 845 Autofahrende, 2014 waren es 1.172.
Bei Unfällen in Ortschaften kollidieren Verunfallte nicht nur mit Bäumen, sondern auch mit Gebäuden, Mauern, Masten oder anderen Fahrzeugen.
Ältere Menschen stärker betroffen
Besonders betroffen sind ältere Menschen. Im Jahr 2024 waren 42 Prozent der Todesopfer 70 Jahre und älter, 2014 waren es 29 Prozent. Etwa jeder dritte tödliche Unfall wurde von Autofahrenden ab 75 Jahren verursacht. Gründe hierfür sind alterstypische Fahr- und Vorfahrtsfehler, Fahrzeugfehlbedienungen, medizinische Ursachen und überhöhte Geschwindigkeit.
Die Studie zeigt auch, wie sich tödliche Unfälle vermeiden lassen: Spurhaltesysteme könnten bereits bei Stadtgeschwindigkeit helfen. Die Geschwindigkeit, ab der sie sich verpflichtend aktivieren lassen müssen ("Aktivierungsschwelle"), liegt allerdings derzeit bei mehr als 50 km/h. Darüber hinaus brauchen Autofahrende auch auf wenig bebauten Straßen mehr Aufmerksamkeit und angepasste Geschwindigkeit. Wichtig sind zudem Geschwindigkeitskontrollen und Straßendesigns, die situationsgerechtes Tempo begünstigen, etwa durch Verschwenkungen oder Kreisverkehre.
Für ältere Autofahrende empfiehlt die Studie vertrauliche Rückmeldefahrten ab 75 Jahren. Fahrzeughersteller sollten vermehrt adaptive Gurt- und Airbag-Systeme speziell für Ältere anbieten sowie Assistenzsysteme, die Fahrzeuge in gesundheitlichen Notfällen automatisch stoppen.
Die Unfallforschung der Versicherer hat für die Studie Daten des Statistischen Bundesamts aus den Jahren 2014 bis 2024 ausgewertet sowie zusätzlich 250 polizeilich dokumentierte Unfälle aus zwölf Bundesländern zwischen 2020 und 2022 untersucht. Ergänzend wurden 81 Unfallhergänge aus der Unfalldatenbank der Deutschen Versicherer analysiert.
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