Rauer Ton auf der Straße und am Arbeitsplatz

Fluchen, Hupen, Drängeln oder Ausbremsen am Steuer werden häufiger. Und auch am Arbeitsplatz erleben viele Beschäftigte Gewalt. Darauf weisen zahlreiche Kampagnen hin – und fordern mehr Rücksichtnahme.

Der Straßenverkehr gehört zu den größten Ärgernissen unseres Alltags: Autofahrende fühlen sich in ihrem Fortkommen behindert, Radfahrende von vermeintlich rücksichtslosen Autofahrenden benachteiligt, Fußgängerinnen und Fußgänger ärgern sich über Rad- oder E-Scooter-Fahrende, die auf dem Gehweg unterwegs sind.

„Unser Lebensalltag ist geprägt von Stress und Hektik, der zunehmende und komplexer werdende Straßenverkehr verschärft diese Problematik. Das führt leider viel zu oft zu unüberlegten und aggressiven Reaktionen. Diese Verhaltensweisen sind nicht nur gefährlich, sondern sie schüren auch ein Klima der Angst und Unsicherheit auf unseren Straßen“, sagt der Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), Manfred Wirsch. Für das vergangene Jahr konnten laut der aktuellen polizeilichen Kriminalstatistik 37.614 Fälle von Nötigung im Straßenverkehr nachgewiesen werden, eine Zunahme von 3,5 Prozent im Vergleich zu 2023.

Mehr Schutz für Beschäftigte auf der Straße

Mehr Rücksicht und einen Perspektivenwechsel fordert der DVR daher für die Menschen, deren Arbeitsplatz die Straße ist. Ob Bauarbeitende, Müllwerkerinnen und Müllwerker oder Einsatzkräfte – sie alle arbeiten häufig ungeschützt in unmittelbarer Nähe zum fließenden Verkehr. Wirsch: „Wir brauchen ein Umdenken: Wer auf der Straße arbeitet, hält den Verkehr nicht auf, er hält ihn am Laufen. Baustellen, Liefer- und Entsorgungsdienste oder Rettungskräfte sind keine Störung, sondern Voraussetzung für funktionierende Verkehrswege, Wirtschaft und eine gute Notfallversorgung. Wir alle profitieren davon, wenn Mobilität sicher, fair und gut organisiert ist. Der Schutz von Beschäftigten auf der Straße erhöht die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden.“

Gewalt am Arbeitsplatz ist ebenfalls ein Problem

Hinzu kommen für viele dieser Berufe Aggressionen im Kundenkontakt. Wer einen Bus steuert, Post zustellt, Ware ausliefert oder Abfall entsorgt, kennt Provokationen, Bedrohungen und Gewalt von Mitmenschen möglicherweise ebenfalls aus eigener Erfahrung. Ein Artikel im Magazin SicherheitsProfi zeigt, wie ein Umgang mit Gewalt am Arbeitsplatz aussehen könnte und berichtet über ein Seminar der BG Verkehr zu diesem Thema.

Informationen und Kampagnen zum Thema

Mit der Kampagne #GewaltAngehen macht die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung seit rund anderthalb Jahren darauf aufmerksam, dass Gewalt am Arbeitsplatz alle etwas angeht und dass alle etwas dagegen tun können.

Zur Kampagnen-Webseite mit Interviews, Plakaten sowie Zahlen und Fakten.

Die Initiative #mehrAchtung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr richtet sich wiederum an alle Verkehrsteilnehmenden. Ihre Kernbotschaft lautet: Geht partnerschaftlich und rücksichtsvoll miteinander um.

Zur Kampagne #mehrAchtung

Der DVR hat in Band 25 seiner Schriftenreihe aktuelle Zahlen und Fachbeiträge unter dem Titel „Achtsamkeit und Aggression im Straßenverkehr“ gesammelt.

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