Tätigkeiten mit erhöhter Kraftanstrengung

Wenn für das Ausüben einer Tätigkeit entweder hohe muskuläre Körperkräfte aufgebracht oder erhöhte äußere Kräfte nur im Stehen überwunden werden können, spricht man von einer Tätigkeit mit erhöhter Kraftanstrengung oder Krafteinwirkung. Dabei entstehen Belastungen insbesondere für den Oberkörper, die Schultern, Arme und Hände.

Lkf-Fahrer zurrt Spanngurt fest
© DGUV

Außer Krafteinwirkungen durch manuelle Lastenhandhabungen, wie das Heben, Halten und Tragen oder das Ziehen und Schieben, kommen in der Praxis zahlreiche Tätigkeiten mit erhöhter Kraftanstrengung vor. Hierbei werden zwei Arten von Kraftanstrengung unterschieden:

  1. Kraftbetonte Tätigkeiten, bei denen überwiegend "Ganzkörperkräfte" eingesetzt werden (z. B. beim Befestigen oder Lösen von Verbindungen durch Betätigen von Stellteilen).
  2. Manuelle Krafteinwirkungen mit Werkzeugbetätigungen, Einsatz des Hand-Arm-Systems als Werkzeug (z. B. beim Befestigen oder Lösen von Stoffen oder Verbindungen durch direkte Einwirkung der Hand-Arm-Kraft). Hierbei wird die Kraft eher lokal ausgeübt.

Kraftbetonte Tätigkeiten sind häufig auch in der Logistikbranche anzutreffen. Dort, wo der Umschlag von Waren über Frachtcontainer oder Flurförderzeuge stattfindet, werden unter Umständen erhöhte Körperkräfte der Beschäftigten gefordert.

Einflussfaktoren

Die physischen Belastungen des Muskel-Skelett-Systems bei erhöhter Kraftanstrengung sind im Wesentlichen von folgenden Faktoren abhängig:

  • Höhe der eingesetzten Körperkraft
  • Anzahl der Wiederholungen und Dauer pro Schicht
  • Standsicherheit (z.B. Einfluss der Bodenbeschaffenheit)
  • Arbeitsgeschwindigkeit
  • Körperhaltung bzw. Gelenkstellung

Bewertung der Belastung durch Tätigkeiten mit erhöhter Kraftanstrengung

Eine erste Einschätzung über die Ausführbarkeit einer Tätigkeit kann durch Heranziehen der Werte aus DIN 33411-5 erfolgen. Darüber hinaus gibt es einen "Montagespezifischen Kraftatlas" (vgl. BGIA-Report 2009), aus dem die maximalen Körperkräfte von Beschäftigen in Abhängigkeit der Körperstellung und Körperhaltung ermittelt werden können.

Zur orientierenden Bewertung solcher Tätigkeiten kann die Leitmerkmalmethode zur Beurteilung und Gestaltung von Belastungen bei der Ausübung von Ganzkörperkräften (LMM-GK) eingesetzt werden.

Montagespezifischer Kraftatlas

Gefährdungsbeurteilung mit Leitmerkmalmethode (BAuA) 

Hinweise für die ergonomische Ausführung von Ganzkörperkräften

Um die körperliche Belastung so gering wie möglich zu halten, sollten Beschäftigte bei Tätigkeit mit erhöhter Kraftanstrengung z. B. folgendes beachten:

  • auf einen stabilen Stand achten (Kippstabilität erhöhen)
  • auf rutschsicheren Untergrund beim Abstützen achten
  • geeignetes Schuhwerk tragen
  • auf ergonomische Krafteinleitung /-übertragung achten (z. B. ergonomische Griffgestaltung, große Kräfte über Formschluss übertragen)
  • Körperhaltung aufrecht, nicht verdreht
  • Hand-Armstellung im mittleren Bereich des Bewegungsbereiches
  • auf ausreichenden Bewegungsraum achten

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