"Abbiegeunfälle"

Branchenkonferenz Straßenverkehr am 9. November 2016 in Hamburg

Radfahrerin auf der Beifahrerseite eines rechtsabbiegenden Lkw
© IFA

Seit der ersten Branchenkonferenz im Herbst 2013 zu diesem Thema gab es bereits zahlreiche positive Entwicklungen. So wurde beispielsweise eine Spiegel-Einstell-Plane entwickelt, die dabei hilft, Spiegel am Lkw richtig einzustellen. Da Unfälle mit rechtsabbiegenden Lastkraftwagen besonders schwer sind und insbesondere für Radfahrer häufig tödlich ausgehen, berief die BG Verkehr 2016 erneut ein ganztägiges Symposium ein. Ziel war es, mit Fachleuten, Herstellern und Betroffenen ins Gespräch zu kommen und die Vorteile von Kamera-Monitor-Systemen darzustellen.

Teilnehmer: Über 100 Vertreter/innen von Verbänden, Behörden, Herstellern und Unternehmen des Güterkraftverkehrs

Teil 1: Präventive Maßnahmen der BG Verkehr

Eine wichtige Voraussetzung für die Vermeidung von Abbiegeunfällen sind korrekt eingestellte Spiegel. Um den Fahrern ein einfaches Einstellen der Spiegel beispielsweise auf dem Betriebshof zu ermöglichen, hat die BG Verkehr Präventionsprodukte erstellt, zum Beispiel Unterweisungskarten, piegeleinstellplanen, großflächige Aufkleber, Seminarinhalte  und eine Anleitung für die Aufbringung eines Spiegeleinstellplatzes.

Die  BG Verkehr hatte vor der Branchenkonferenz eine Studie zum Thema Kamera-Monitor-Systeme (KMS) in Auftrag gegeben, die zu dem Ergebnis kommt, dass KMS wirkungsvoll helfen können, Abbiegeunfälle zwischen Lkw und Fahrradfahrern oder Fußgängern zu vermeiden.

Teilnehmer der Branchenkonferenz "Abbiegeunfälle"
© BG Verkehr

Teil 2: Strategien und Lösungen von Unternehmen, Verbänden und Politik

In sechs Impulsvorträgen präsentierten Fachleute aus unterschiedlichen Perspektiven Lösungsansätze und Entwicklungen, die Abbiegeunfälle vermeiden sollen.

Burkhard Horn von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Berlin stellte ein integriertes Maßnahmenpaket vor, basierend auf der Erkenntnis, dass für Abbiegeunfälle vor allem mangelnde Sicht und das Fehlverhalten von Verkehrsteilnehmern verantwortlich sind. Das Land Berlin geht das Problem von verschiedenen Seiten an, und zwar mit

  • Infrastrukturmaßnahmen, wie z.B. Veränderungen der Radverkehrsführung und der Signalsteuerung
  • technischen Innovationen, z.B. warnende LED-Projektionen auf der Fahrbahn
  • Kommunikationsmaßnahmen, z.B. Mobilitätserziehung in Schulen, Aufklärungsarbeit, Kommunikationskampagnen

Auch Roland Huhn vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) vertrat die Ansicht, dass man bei zur Vermeidung von Abbiegeunfällen sowohl bei den Verkehrsteilnehmern, der Infrastruktur als auch der Fahrzeugtechnik ansetzen sollte. Neben verstärkter Öffentlichkeitsarbeit sprach er sich vor allem für den Einsatz von Abbiegeassistenzsystemen aus. Als größter Lkw-Produzent in Europa solle Deutschland sich dafür einsetzen, dass Abbiegeassistenten in der EU künftig zur Pflichtausstattung neuer Lkw gehören.

Beispiel für ein solches System ist der von Carsten Barth vorgestellte, bereits serienreife Sideguard Assist von Mercedes Benz. Das elektronische Assistenzsystem überwacht mit einem Radarsensor die Beifahrerseite über die gesamte Zuglänge und warnt den Fahrer durch optische und akustische Signale vor Fußgängern, Fahrradfahrern und stationären Hindernissen.

Albert Zaindl von der MAN Truck & Bus AG zeigte auf, welche "Schwachstellen" bei der Nutzung herkömmlicher Spiegelsysteme auftreten, warum das fahreroptimierte Spiegelersatzkonzept von MAN der menschlichen Sehfähigkeit besser entspricht und wie es Fahrer beim Erkennen von Objekten unterstützt.

Dietmar Zänker vom BBZ Nordhausen präsentierte die Ergebnisse aus einer Umfrage und dem Alltag in der Fahreraus- und Weiterbildung. Hierbei wurde deutlich, dass über eine korrekte Einstellung der Spiegel nicht immer Klarheit herrscht.

Aus Sicht einer Spedition schilderte Stephan Gustke seine praktischen Erfahrungen mit Kamera-Monitor-Systemen. Verschiedene Fahrer des Logistik-Unternehmens testeten drei unterschiedliche Kamerasysteme. Daraufhin wurden sieben Neufahrzeuge mit einem Seiten- und Rückfahrkamerasystem aus- und sechs vorhandene Fahrzeuge nachgerüstet. Gustke sprach sich unter anderem auch für eine gesetzliche Verpflichtung zur Ausstattung von Lkws mit Kameraassistenten aus.

Gruppenbild Referenten auf der Branchenkonferenz "Abbiegeunfälle"
© BG Verkehr

Fazit

Die BG Verkehr hat es mit dieser zweiten Branchenkonferenz geschafft, die aktuellen Präventionsmaßnahmen einem breiten Publikum zu präsentieren. Vor allem die Forschungsergebnisse in Bezug auf den Einsatz von Kamera-Monitor-Systemen wurden sehr interessiert aufgenommen und sind seit der Veranstaltung tausendfach in der Praxis umgesetzt worden.

Flyer Branchenkonferenz "Abbiegeunfälle"

Nachhaltige Erfolge

Stand September 2018

Die Veranstaltung hat dazu beigetragen, dass

  • die Mitgliedsbetriebe der BG Verkehr und darüber hinaus weitere Betriebe aus der Transportwirtschaft Kamera-Monitor-Systeme im großen Stil und nach den Vorgaben der BG Verkehr einsetzen,
  • zahlreiche Polizeidienststellen, die Feuerwehr und weitere öffentliche Einrichtungen mit Hilfe von Informationsveranstaltungen und Aktionen auf das Thema Abbiegeunfälle und Kamera-Monitor-Systeme hingewiesen haben,
  • im Zusammenhang mit Berichten über Abbiegeunfällen in den Medien auch auffällig häufig von der Präventionsmaßnahme Kamera-Monitor-Systeme berichtet und somit eine breite Öffentlichkeit erreicht werden konnte (hierzu gab es auch eine Vielzahl von Interviews mit TV-Sendern, um über Abbiegeunfälle aufzuklären),
  • die BG Verkehr eine Vielzahl von Anfragen in Bezug auf die Vermeidung von Abbiegeunfälle erhalten hat und mit Präventionsmaßnahmen und häufig auch mit Vor-Ort-Unterstützung durch Aufsichtspersonen den Unternehmen zur Seite stehen konnte.

Artikelaktionen